Unsere Bergrettung. Ein Blick hinter die Kulissen

Über Stock und Stein, an steilen Abgründen und mit dem Helikopter sind sie in ganz Österreich unterwegs – die freiwilligen Helferinnen und Helfer der Bergrettung. Bei einem Unfall im Gebirge leisten sie die notwendige Erstversorgung und bergen Verletzte in schwer zugänglichen Gebieten. Doch welche Aufgaben hat die Bergrettung überhaupt? Was passiert bei einem Einsatz? Und welche Gesichter und Geschichten verbergen sich hinter dem Kärntner Rettungsteam?

 

Ortsstellenleiter Robert Schleiner gibt uns einen spannenden Einblick in die Arbeit der Bergrettung Radenthein-Nockberge.

 

Die Ortsstelle Radenthein-Nockberge.

Bereits seit 1951 besteht die Ortsstelle der Bergrettung Radenthein-Nockberge. Zur aktiven Einsatzmannschaft zählen momentan 37 Bergretter, davon 3 Bergretterinnen. Sie sind verantwortlich für das 320 km² große Gebiet von der Turracherhöhe über Teile des UNESCO Biosphärenpark Kärntner Nockberge bis hin zum Millstättersee. Dazu gehören unter anderem die Gemeinden Radenthein, Bad Kleinkirchheim, die Ebene Reichenau, Gnesau, Feld am See, Afritz am See, Millstatt und Krems in Kärnten.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe.

Die Hauptaufgabe der Bergrettung besteht darin, verunglückten, vermissten oder in Not geratenen Personen in unwegsamem – insbesondere im alpinen – Gelände zu helfen, medizinisch zu versorgen und zu bergen. Ob durch eigenes Verschulden, Leichtsinn oder aufgrund eines Unfalls spielt dabei keine Rolle. Außerdem kümmert sich die Bergrettung aktiv darum, für das Thema Sicherheit am Berg zu sensibilisieren und Unfällen vorzubeugen.

 

Bei Bergrettungs-Einsätzen handelt es sich meist um Einzelereignisse. Doch auch im Rahmen des Katastrophenschutzes, beispielsweise bei schweren Unwettern oder Lawinenabgängen, sind wir auf ihre Hilfe angewiesen. Während der Ski-Alpin-Weltcup-Rennen im Skigebiet Bad Kleinkirchheim war die Kärntner Bergrettung ebenfalls für die Sicherheit auf und abseits der Pisten zuständig.

Bereitschaft: 365 Tage im Jahr.

Ob bei Nacht, strömenden Regen oder Schneefall – die Helferinnen und Helfer sind stets einsatzbereit, um rasch und effizient Hilfe leisten zu können. Und das freiwillig und unentgeltlich, neben Beruf, Freizeit und Familie.

 

In diesem Jahr zählte die Ortsstelle Radenthein-Nockberge bis dato 12 Einsätze. Pro Jahr leistet das Team durchschnittlich rund 500 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Bergungen an Klettersteigen, Einsätzen auf Mountainbike-Trails und Wanderwegen, sowie bei Forst- und Verkehrsunfällen.

 

Wie läuft ein Einsatz ab?

Kommt es zu einem Unfall am Berg oder setzt jemand einen Notruf bei der Rettungsleitstelle bzw. der LAWZ (Landesalarm- und Warnzentrale) ab, informieren die Zuständigen in der Zentrale das Einsatzteam über die so genannte Blaulicht-SMS-App. Meistens sind 8-15 Bergretterinnen und Bergretter verfügbar und können sofort ausrücken.

 

Pro Einsatz gibt es eine Einsatzleitung, die genauere Informationen zum Vorfall einholt, die objektiven Gefahren für das Team abschätzt und den weiteren Verlauf des Einsatzes organisiert. Sie entscheidet auch über die Notwendigkeit von Hubschrauber, Notarzt oder Rettung.

 

Je nach Jahreszeit und Witterungsverhältnissen unterscheidet sich natürlich auch die erforderliche Ausrüstung – von Ski(hoch)touren- bis Kletterequipment, von Lawinenausrüstung bis Wärmedecke. Mit dem 9-Sitzer-VW-Transporter geht es dann, samt Einsatzmaterial, in Richtung Einsatzort. Den Rest der Wegstrecke zum tatsächlichen Unfallort muss das Team zumeist zu Fuß bewältigen.

Bergrettung und Bergbahnen.

Die Zusammenarbeit der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen mit der Bergrettung funktioniert seit Jahrzehnten reibungslos – Sommer wie Winter. So rüsten wir uns gemeinsam für den Notfall:

 

  • Um auf jede mögliche Situation vorbereitet zu sein, führt die Bergrettung regelmäßig interne Einsatzübungen mit ihren Mitgliedern durch. Die Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen transportieren sie zum jeweiligen Übungsgelände am Berg.
  • Bei Unfällen am Flow Country Trail helfen Bergbahnen und Bergrettung verstärkt zusammen, um Verletzten schnellstmöglich Erste Hilfe leisten zu können.
  • Auch gemeinsame Bergungsübungen an der Seilbahn stehen regelmäßig auf dem Programm.
  • Kommt es zu einem Lawineneinsatz in den Nockbergen, so sind die Bergbahnen verlässlicher Partner der Bergrettung.
  • Bei Ski- oder Skitouren-Unfällen in unwegsamen Gelände nahe dem Skigebiet arbeiten Bergrettung und Pistenrettung Hand in Hand, um Verletzten schnell Hilfe leisten zu können.

 

Die Alarmierung der Bergrettung bei Einsätzen im Gebiet der Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen erfolgt stets über die Notrufleitstellen Kärnten.

Der Bergrettungs-Nachwuchs.

Wie viele andere Vereine ist auch die Kärntner Bergrettung stets auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen. Interessieren sich junge Alpinistinnen und Alpinisten für die ehrenamtliche Tätigkeit im Österreichischen Bergrettungsdienst, können sie sich direkt an die jeweils zuständige Ortsstelle wenden. Für die Aufnahme gilt es einige Aufnahmekriterien zu erfüllen. Dazu zählen:

 

  • Mindestalter: 18 Jahre, bei Jugendarbeit auch früher möglich
  • 16-stündiger Erste-Hilfe-Kurs
  • Skifahrerisches Können: sicheres und zügiges Abfahren im Gelände mit Tourengepäck
  • Klettertechnisches Können: bis in den 3. Schwierigkeitsgrad sowie Kenntnisse über Knoten, Anseilarten, Sicherungs- und Klettertechniken
  • Erfahrungen im alpinen Klettern: nachweisbar durch Vorlage von Tourenberichten
  • Erfahrung im hochalpinen und vergletscherten Gelände

 

Nach einer Eignungsprüfung durch eine Kommission ist außerdem eine 5-wöchige Grundausbildung zu absolvieren. Von Lesen der GPS-Daten bis zum sicheren Navigieren in felsigem und eisigem Gelände vermittelt diese Ausbildung sämtliche Grundlagen für die Suche, Bergung und Erstversorgung von in Not geratenen Personen. Weitere Informationen gibt’s direkt beim Kärntner Bergrettungsdienst.

6 Tipps, um Unfälle zu vermeiden.

Oftmals kommt es aus Leichtsinn oder durch unvorsichtiges Verhalten zu Unfällen am Berg. Um das zu vermeiden, solltest Du bei der nächsten Ausflugsplanung folgende Hinweise der Bergrettung beachten:

 

  1. Plane deine Tour. Kennst Du das das Tourenziel bereits? Oder solltest Du Tourenführer, Bericht, Topos und Routendetails vorab nochmals studieren?
  2. Überschätze Dich nicht. Entspricht die Kletter-, Wander-, Bike- oder Ski-Route Deiner Kondition und Deinem Können? Im Zweifel weiche lieber auf eine leichtere Route aus.
  3. Behalte die Zeit im Blick. Informiere Dich vorab über Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergangszeiten und wann die Dämmerung einsetzt. Bedenke auch Pausen und Sicherheitspolster in Deiner Zeitplanung.
  4. Der Wetter-Check. Vergiss’ nicht, den aktuellen Wetterbericht vor Ort, Webcams und Gewitterwarnungen (vor allem bei Klettersteigen) vorab zu checken.
  5. Besser im Team. Grundsätzlich solltest Du in den Bergen nie alleine unterwegs sein. Nimm’ außerdem Rücksicht auf die schwächste Person in der Gruppe.
  6. Die richtige Ausrüstung. Achte auf wettertaugliche Kleidung und das notwendige Equipment. Vergiss’ auch Dein Erste-Hilfe-Paket nicht.

Hinweis: Kommt es während der Öffnungszeiten zu einem Unfall im Skigebiet Bad Kleinkirchheim, kontaktiere bitte direkt die Pistenrettung. Diese setzt umgehend die notwendige Rettungskette in Gang. In unserem Blogartikel “Unsere Pistenretter” bekommst Du übrigens spannende Einblicke in die Arbeit der Pistenrettung bei den Bad Kleinkirchheimer Bergbahnen.

 

Arbeit mit Tiefgang.

Immer wieder erfährt die Bergrettung von besonderen Momenten und emotionalen Geschichten der von ihnen geborgenen und versorgten Personen. So retteten sie auch einst ein Pärchen aus einer alpinen Notlage nahe dem Falkert-Gipfel (2.308 m). Ein Jahr später haben sich die beiden an genau diesem Ort das JA-Wort gegeben. Ein schöner Gänsehaut Moment für das gesamte Team.